Interview mit Giulia Mantovani vom Nachbarschaftstreff Gothaer Straße

Giulia Mantovani ist die Leiterin des Nachbarschaftstreffs Gothaer Straße, der vom kommunalen Wohnungsunternehmen Stadt und Land finanziert wird und im Oktober 2023 seine Türen öffnete. Sie arbeitet für die SOPHIA Berlin GmbH, das steht für „SOziale Personenbetreuung und HIlfen im Alltag“. Mit ihrem kleinen Team aus ehrenamtlich Mitarbeitenden stellt sie jeden Monat ein abwechslungsreiches Programm für die Nachbarschaft zusammen.

Ihr habt den Nachbarschaftstreff Gothaer Straße im Oktober 2023 eröffnet. Wie seid Ihr inzwischen im Quartier angekommen?

Wir haben sechs Tage in der Woche für ein paar Stunden geöffnet und bieten bereits viele Aktivitäten an. Es ist noch ein bisschen Mundpropaganda nötig, aber wir haben schon viele Menschen erreicht.

Wer ist Eure Hauptzielgruppe, wen wollt Ihr vor allem ansprechen?

Wir sind offen für alle, von Kindern bis Senioren, aus allen Kulturen, alle sind herzlich willkommen. Hier in der Nähe gibt es einige Einrichtungen, die tolle Aktivitäten für Kinder anbieten, deswegen richten wir uns vor allem an Erwachsene und Ältere. Aber wenn Kinder und Familien zu unseren Aktivitäten kommen, freuen wir uns genauso.

Was seht Ihr als Eure Aufgabe an?

Unser Ziel ist hier eine gemütliche Ecke und eine bunte Nachbarschaft zu erschaffen, denn wenn – wie hier – ein neues Quartier gebaut wird, gibt es viele Menschen, die sich nicht auskennen und sich vielleicht ein bisschen fremd fühlen. Wir haben ein offenes Ohr für alle Fragen, z.B.: Wo gibt es einen Hausarzt? Wo ist ein guter Friseur in der Nähe? Oder wo könnte ich eine gute Pizza essen? Wir wollen ein Treffpunkt für alte und neue Nachbarinnen und Nachbarn sein, sie miteinander in Kontakt bringen und Netzwerke schaffen.

Wie ist die Resonanz?

Wir haben sehr gut besuchte Angebote, z.B. die Malgruppe, da kommen immer acht bis zehn Leute, von Kindern bis hin zu älteren Menschen. Beim Sport haben wir auch schon Stammgäste und wir hoffen, es werden mehr. Zum Kiez-Frühstück kommen immer wieder neue Leute. Wir planen zurzeit keine Aktivitäten für 20 oder mehr Personen, wir schauen erst einmal, was am besten ankommt.

Zu unserer Weihnachtsfeier war so viel los, da reichten die Stühle gar nicht aus. Auch zum Eröffnungsfest kamen sehr viele Gäste. Und unsere schöne Terrasse wird im Frühling sicher viele Menschen anlocken, wenn man dort in der Sonne sitzen kann.

Wie entwickelst Du das Programm für den Treffpunkt?

Wir verteilen seit unserer Ankunft hier eine Postkarte, auf der man Wünsche für das Programm notieren kann. Ich versuche, diese Wünsche mit unseren Erfahrungen und den Möglichkeiten unserer Ehrenamtlichen in Einklang zu bringen.

Mit welchen Sorgen und Anliegen kommen die Leute zu Euch?

Zur Sozialberatung kommen nicht so viele Personen, meistens geht es um die Frage, wo man eine Wohnung findet. Wir erklären dann, wohin man sich bei diesem Thema wenden kann. Das ist ja in ganz Berlin ein großes Thema.
Ein Klassiker sind schwer verständliche Behördenbriefe. Die sind auch für Deutsche oft kompliziert und noch viel mehr für Personen, die eine andere Muttersprache haben.

Andere Probleme, die bei mir ankommen, sind die alltäglichen, z.B. dass man keinen Hausarzt oder Facharzt findet.

Aber im Moment gibt es nicht so viel Beratungsbedarf, gebraucht wird hier wirklich ein Treffpunkt zum Quatschen.

Hast Du eine Vision, wie der Treff vielleicht in fünf Jahren aussehen soll?

Meine Hoffnung ist, dass wir dann noch mehr Aktivitäten anbieten können, z.B. mehr Sport, und dass sich unsere Nachbarschaft aktiv beteiligt, im Sinne von „Nachbar für Nachbar“. Wir möchten, dass Menschen hier eigene Angebote auf die Beine stellen und dafür die Räume nutzen.

Es soll also ein Ort mit noch mehr Angeboten von uns werden und gleichzeitig ein offener Ort für Nachbarinnen und Nachbarn, die selbst aktiv werden und ihre Ideen umsetzen möchten.

Und Du suchst noch Ehrenamtliche, die selbst Angebote etablieren möchten?

Ja, immer gerne.

Du kennst Berlin ja sehr gut. Ist Dir hier in diesem Quartier etwas Besonderes aufgefallen?

Ich habe früher immer gedacht, in Marzahn-Hellersdorf ist alles grau und war überrascht, dass das nicht stimmt. Es ist sehr grün und ruhig, keiner rennt, es gibt nicht diese Hektik, wie in der Innenstadt. Hier ist alles entspannter und ich mag diesen Lifestyle sehr.

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement?

Die ist sehr gut, ich habe von Anfang an offene Ohren und zupackende Hände gefunden, also viel Unterstützung für die Projekte. Und ich freue mich, dass ich jetzt auch im Quartiersrat bin, dort habe ich noch mehr direkten Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern, die nicht zu uns in den Treff kommen. Es ist immer interessant zu hören, wie sich das ganze Quartier entwickelt.

Was möchtest Du noch hinzufügen?

Ich freue mich immer, wenn jemand vorbeikommt, über Tipps und Ideen und über Menschen, die aktiv hier arbeiten möchten, als Ehrenamtliche oder für selbstorganisierte Gruppen. Ich lerne jeden Tag etwa Neues und freue mich immer, neue Personen kennenzulernen und Nachbarschaft zu entwickeln.

 

Das Monats-Programm des Treffs finden Sie unter Aktuelles