Unterkünfte, Laptops, Handys und Solidarität – was jetzt gebraucht wird

14.03.2022

Interview mit Boris Erbs zur Ukraine-Hilfe des SOS-Familienzentrums Berlin

Wir haben mit Boris Erbs vom SOS-Familienzentrum Berlin über die Ukraine-Hilfe seines Teams gesprochen. Es ist so viel, dass wir das Interview zusammenfassen mussten:

Sie leisten Hilfe für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen.

Wir transportieren Sachspenden innerhalb von Berlin und Brandenburg und verteilen sie dorthin, wo sie gebraucht werden, z.B. an Gemeinschaftsunterkünfte, die gerade entstehen. Wir bringen auch Spenden zum Tempelhofer Feld, wo sie innerhalb von Berlin verteilt werden, oder auch direkt in die Ukraine gehen.

Außerdem bieten wir Hilfesuchenden den Transport vom Bahnhof bis zum Zielort an, z.B. für werdende Mütter oder Mütter mit Säuglingen.

Wir schauen gerade deutschlandweit in der Struktur von SOS Kinderdorf e.V., wo wir Kinder und Familien aufnehmen können.

Wir stellen Kontakte her, z.B. für die Vermittlung eines ganzen Kinderheims aus der Ukraine nach Deutschland. 30 Kinder und die Betreuenden konnten so in Deutschland untergebracht werden.

Wir haben am Hauptbahnhof geholfen, eine Kinderbetreuung aufzubauen.

Was machen Sie außerdem konkret hier vor Ort im Stadtteil- und Familienzentrum?

In unserem Familienzentrum stellen wir kostenlos Laptops zur Verfügung, damit sich die Geflüchteten informieren können. In der Zossener Straße wird demnächst eine Gemeinschaftsunterkunft eröffnet, hier sollen erst einmal 210 ukrainische Menschen einziehen. Deshalb wollen wir am Wochenende ausschließlich für sie das Stadtteil- und Familienzentrum öffnen, damit sie erst einmal unter sich sind. Sie können das Internet nutzen, essen, trinken, sich in unserem Second Hand Shop (natürlich umsonst) einkleiden oder etwas aus den Spenden aussuchen, die wir bekommen haben. Wir bieten dann auch Betreuung und Spielangebote für die Kinder an. Auch Beratung im Rahmen unser Erziehungs- und Familienberatung mit Hilfe von Dolmetschern ist möglich.

Zusammen mit dem Quartiersmanagement haben wir Informationsmaterial über die Infrastruktur in Hellersdorf Nord vorbereitet. Was gibt es – ausgehend von unserem Familienzentren – an Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen, Krankenhäusern? Das QM-Team hat diese Daten aufbereitet und auf Ukrainisch und Russisch übersetzt. Großes Dankeschön!

Das ist ja eine unglaubliche Menge Arbeit und Logistik. Wer ist daran beteiligt? Wie schaffen Sie das?

Wir lassen unsere normale Arbeit natürlich ein bisschen liegen. Unsere Bereichsleiterin Claudia Gorris und ich selbst sind da sehr involviert, außerdem Ehrenamtliche und die Kolleginnen und Kollegen für die Betreuung am Wochenende.

Was brauchen Sie, um noch besser helfen zu können?

Mehr Stunden vom Tag… (lacht)

Was wir wirklich brauchen, sind Unterkünfte, das muss man ganz klar sagen. Die Spendenbereitschaft mit Sachspenden ist sehr hoch, wir sind gut ausgestattet mit Kleidung, Babynahrung, Windeln etc. Und auch mit Helferinnen und Helfern. Selbst Firmen haben sich gemeldet, die ihre Mitarbeitenden zur Verfügung stellen wollen. Wir fahren jetzt noch einmal eine große Fuhre mit Spenden nach Tempelhof, die wird in die Ukraine gehen. Und dann müssen wir von Woche zu Woche weitersehen.

Babynahrung, Windeln und Hygieneartikel usw. gehen natürlich immer.

Laptops können wir auch noch gebrauchen sowie

(Internetfähige) Handys und Powerbanks, denn SIM-Karten bekommen die Leute, wenn sie einreisen.

Was können die Menschen hier im Kiez konkret tun?

Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Solidarität bleibt und dass kein Neid aufkommt, weil den Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind, jetzt unbürokratisch geholfen wird.