Tape Art=Kunst im Kiez für alle

Kunst gehört nicht nur in Galerien, sondern auch direkt ins Quartier. Und um Kunst zu machen, braucht man nicht immer ein Diplom einer Hochschule, man kann auch einfach anfangen, mit Kreativität, Mut und Enthusiasmus sowie ein wenig Geld.

Quartiersrat René Zoch, Quartiersmanager Rogério Lopez sowie die Künstler:innen Julia Jupiter, Yume, Tanyeah, der Fotograf, Philipp Beatsen, hiclaas und May.

Das bewiesen sechs junge Leute der Gruppen Instinktiv Kreativ e. V. und Tape Art Collaboration am ersten November-Wochenende in unserem Kiez. Wer wollte, konnte zuschauen wie Philipp Beatsen (Philipp), hiclaas&Julia Jupiter (Claas und Julia), Tanyeah (Tanja), Yume (Victoria) und May (Sophia) die Fenster der Ehm-Welk-Bibliothek künstlerisch mit Klebefolien gestalteten.

Claas, Philipp und Julia haben schon an internationalen Tape Art-Festivals teilgenommen und leben teilweise oder ganz von Straßenkunst. Sie halfen vor allem Yume und May, die sich das erst Mal an Tape Art ausprobierten. May hatte sich für eins ihrer Frauenmotive entschieden, das computergesteuert in Gelb, Violett und Schwarz am Plotter ausgeschnitten wurde. Mit Hilfe verschiedener Lagen Papier konnte es sauber vom QM-Büro auf das Fenster der Bibliothek gebracht werden. Inzwischen begann Julia, ein ganzes Fenster mit einem Raster aus Folien-Streifen zu bedecken. Während Yume ganz frei mit dem Cutter ihr Hände-Motiv ausschnitt, klebte Tanyeah Augenpaare auf das Nachbarfenster. Sie hat schon einige Erfahrungen gesammelt und gibt neben ihrer Arbeit als Erzieherin Kurse im Jugendclub Anna Landsberger.

Dort hat vor rund 15 Jahren alles angefangen, als sich Philipp und seine Freunde mit Graffiti und Co beschäftigten und bald einen Namen für ihre Crew suchten. „Instinktiv Kreativ“ nennen sie sich seitdem. Weil sie minderjährig waren, durften sie keinen Verein gründen, doch das ist nun vorbei. Der „Instinktiv Kreativ e. V.“ wurde in diesem Jahr offiziell gegründet und beantragte Geld aus dem Aktionsfonds des Quartiersmanagements. Schon mit 100 Euro kann man viel machen, erklärt Philipp. Außer den beiden Tape Art-Spezialisten Claas und Julia kommen alle aus Marzahn-Hellersdorf und leben gern hier. Man trifft hier nette Leute, mit denen man was bewegen kann, sagt Tanja. Die „Platten“ stören sie nicht, im Gegenteil. Sie sind ein Stück Heimat.

Als es dämmert, sind alle Bilder fertig. Drei bis sieben Jahre sollen sie halten. Die Crew und das QM hoffen, dass sie dem Quartier lange erhalten bleiben.