Soziale Beratung und Raum zum Erzählen – Ukraine-Hilfe im Haus Babylon
Liebe Frau Danilova, wir alle sind entsetzt über den Krieg in der Ukraine. Sie haben hier im Haus Babylon sehr schnell begonnen, Hilfe zu organisieren. Was tun Sie konkret?
Hierher kommen Menschen, die Verwandte und Bekannte in der Ukraine haben. Ich komme selbst aus der Ukraine und bin 2001 nach Deutschland gekommen. Ich habe Freunde in Kiew und Verwandte in der Stadt Schytomyr.
Was machen wir? Wir bieten soziale Beratung an, das haben wir auch bisher für die Zuwanderer aus Osteuropa gemacht. Was ist als erstes zu tun, wenn man hier angekommen ist? Welche Hilfe kann man beantragen? Muss man einen Asylantrag stellen oder nicht?
Außerdem bieten wir psychologische Beratung. Das ist keine psychologische Hilfe, denn wir sind keine Psychologen, aber ich bin psychologische Beraterin. Wir geben den Leuten einen Raum, um zu erzählen, was sie erlebt haben und wir beraten sie, wie sie mit diesen Erfahrungen umgehen können.
Dann gehört zu den Angeboten hier im Haus auch Lernhilfe für die Kinder. Wir können das auch für Kinder, Jugendliche und die Erwachsenen aus der Ukraine anbieten. Sie können bei uns anfangen, Deutsch zu lernen, wenn sie noch keine anderen Möglichkeiten haben.
Und natürlich bieten wir Räume für Freizeitangebote. Wir haben hier den Jugendclub mit vielen Angeboten an jedem Tag. Für die Erwachsenen organisieren wir Angebote nach Bedarf, wir sprechen mit den Leuten, was sie brauchen und versuchen dann, das zu organisieren.
Sie haben ja auch Ihre normale Arbeit, wie schaffen Sie das alles?
Was wir jetzt angefangen haben, das machen wir natürlich zusätzlich. Wir haben aktuell ein Projekt für Zuwanderer aus Osteuropa, vor allem für Roma. Wir sind eine Migranten-Selbstorganisation und in diesem Rahmen organisieren wir diese ganze Arbeit.
Das Haus ist ja vor allem für interkulturelle Begegnungen bekannt.
Wir haben neben dem Latscha Diwas-Projekt für Roma aus Osteuropa auch interkulturelle Projekte für Schulen zum Thema antirassistische und antirechtsextremistische Arbeit. Und im Jugendclub findet natürlich auch interkulturelle Arbeit für Kinder und Jugendliche statt.
Wir haben verschiedene Selbsthilfegruppen im Haus, eine davon ist eine Gruppe von russischsprachigen Menschen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Wir organisieren auch Veranstaltungen für sie, z.B. Ogonjok (Feuerchen) für die Älteren. Sie kommen hierher, um ihre Freizeit gemeinsam zu verbringen. Fast alle verurteilen den Krieg. Die Leute sind zum Teil schon lange hier in Deutschland, aber die alten Verbindungen sind noch da, keiner will diesen Krieg.
Was brauchen Sie, um noch besser helfen zu können?
Was brauchen wir – Zeit!
Also das erste, was die Menschen brauchen, ist eine Unterkunft, das steht an erster Stelle. Und dann geht es darum, die Sprache zu lernen. Nicht alle bekommen gleich einen Sprachkurs. Und vielleicht können da die Menschen auch hier im Kiez ehrenamtlich helfen, dass man sich einfach unterhält und so erste Schritte in der Sprache macht. So ein Sprach-Tandem, das wäre hilfreich.