Befragung im Quartier Alte Hellersdorfer Straße räumt mit Vorurteilen auf

31.05.2022
Balken-Diagramm: Gründe für das Leben im Quartier

55 % haben Familie und Freunde vor Ort, 41 % haben hier eine bezahlbare Wohnung gefunden

Ende November und Anfang Dezember 2021 wurden mehr als 800 Menschen zu ihrem Leben im Kiez an der Alten Hellersdorfer befragt. Ob auf Deutsch, Russisch oder Arabisch, ob Neuzugezogene oder Alteingesessene: Das QM-Team von Weeber+Partner wollte erfahren, wie die Menschen ihr Leben im Kiez bewerten. Eine der wesentlichen Erkenntnisse der Befragung vorweg: 70% der Befragten gaben an, gerne oder sehr gerne im Kiez zu leben, mehr als die Hälfte der Befragten will in jedem Fall hier wohnen bleiben. Die hohen Zustimmungswerten für das Wohnen an der Alten Hellersdorfer sprechen dafür, bestehende Angebote zu erhalten und weiter zu stärken. Das sind positive Nachrichten für die weitere Arbeit des QM-Teams.

„Im Dialog – aktivierende Befragung im QM-Gebiet Alte Hellersdorfer Straße“ wurde über den Projektfonds 2021 finanziert, beauftragt wurde die „ift Freizeit- und Tourismusberatung“ Potsdam. Als Starterprojekt im 2021 begonnenen Quartiersverfahren diente die Befragung dazu, möglichst viele Stimmen – u.a. auch derjenigen, die im ersten QM-Jahr unter Coronabedingungen nicht erreicht werden konnten – im Kiez einzufangen und mehr über die Wünsche und Erwartungen der Bewohnerschaft zu erfahren. Wichtige Ergebnisse der Befragung flossen in die Strategie- und Projektentwicklung des ersten Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzeptes (IHEK) des QM-Gebiets, teilweise schärften sie einzelne Handlungsbedarfe und Projektideen. Dem QM-Team war es wichtig, mehr über das nachbarschaftliche Zusammenleben, die Bewertung der sozialen und baulichen Infrastruktur, über die Interessen der Menschen und das Engagement im Kiez zu erfahren.

Balken-Diagramm: Beziehung zu Nachbarn und gemeinsame Aktivitäten

33 % besuchen sich regelmäßig, 30 % sind befreundet

Fast drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie gern oder sehr gern mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn zusammenleben. Die Hälfte der Befragten hat sehr gute Kontakte untereinander. Der Kiez gilt prinzipiell als sicher, nur 10 % der Teilnehmenden meiden bestimmte Orte hier und in der näheren Umgebung. Zu den häufig genannten beliebtesten Aufenthaltsorten gehören das Wuhletal, der Teupitzer Park, aber auch der Kaufpark Eiche. Wesentliche Freizeitinteressen sind neben „Sport, Fitness und Bewegung“ durchaus „Kultur, Film und Lesen“, was sich in der künftigen Projektentwicklung niederschlagen sollte, wenn es darum geht, dass Menschen zusammenkommen, einander kennenlernen und sich für die Entwicklung ihres Kiezes interessieren. Hieran wird das QM-Team gemeinsam mit dem Quartiersrat sowie den Vertreterinnen und Vertretern der Einrichtungen anknüpfen und spannende neue Projekte und Aktionen im Kiez fördern und umsetzen. Dass  Freizeiteinrichtungen wie das interkulturelle Zentrum „Haus Babylon“, die Mittelpunktbibliothek „Ehm Welk“ und das „SOS-Familienzentrum Berlin“ gut genutzt werden, ist eine gute Voraussetzung dafür.

Gezeigt hat die Befragung aber auch, dass sich die Menschen bisher kaum engagieren, nur etwas mehr als 5 % tun etwas für andere im QM-Gebiet. Hier muss das QM unbedingt ansetzen und Möglichkeiten finden, damit Bewohnerinnen und Bewohner Lust bekommen und aktiv mitmachen, neue Entwicklungen anzustoßen.

Der Kiez war aufgrund schwieriger sozioökonomischer Rahmenbedingungen in Teilen seiner Bevölkerung zum Fördergebiet im Städtebauförderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ geworden. Doch nicht jede und jeder fühlt sich „abgehängt“ oder lebt ungern hier, sondern schätzt das Wohnen, bezahlbare Mieten, gute Nachbarschaften, die Nähe zum Umland und bestehende Angebote. Hellersdorf-Nord ist zugleich einer der Hotspots der aktuellen Berliner Stadtentwicklung. Gebaut wird an allen Ecken des Quartiers; Kräne drehen sich, damit neue und dringend benötigte Wohnungen entstehen. Der Neubau von Wohnungen lockt weitere Menschen an und nicht durchweg ist der Stadtteil, sind seine Kitas und Schulen sowie der öffentliche Freiraum auf einen solchen „Ansturm“ vorbereitet. Damit Engpässe und Verdichtungen nicht überhandnehmen, wird mit einem weiteren Städtebauförderprogramm – der „Nachhaltigen Erneuerung“ – zugleich versucht, soziale Infrastruktur und öffentlichen Freiraum aufzuwerten und sukzessive zu erweitern. Auch das war deutlich von der Bewohnerschaft formuliert worden, die genau darauf angewiesen ist.